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05.06.2012 - Erster Bundesgleichstellungsbericht

Offener Brief

Hessische Frauenbeauftragte erwarten die Umsetzung der Handlungsempfehlungen des Ersten Bundesgleichstellungsberichtes

Sehr geehrte Frau Ministerin Dr. Schröder,

am 5. Juni 2012 haben sich zahlreiche hessische Frauenbeauftragte beim Hessentag getroffen, um sich mit dem Gutachten der Sachverständigenkommission zu dem Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung zu beschäftigen.

Die von der Sachverständigenkommission vorgelegte Studie zum Lebensverlauf von Frauen und Männern bietet eine fundierte wissenschaftliche Analyse der Situation von Frauen und Männern und weist zusammenfassend die Benachteiligung von Frauen nach, die durch die gesellschaftlichen und politischen Bedingungen bestehen: Im Bericht wird deutlich, dass die derzeit gegebenen Verhältnisse der Mehrheit der Frauen keine Wahlfreiheit zur Gestaltung ihres Lebens bieten. Fehlende Rahmenbedingungen erschweren die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Prekäre Beschäftigung und Niedriglöhne, die in vielen Beschäftigungsfeldern mit hohem Frauenanteil vorherrschen, werden für viele Frauen in Altersarmut münden.

Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte haben auf kommunaler Ebene die Aufgabe, nach Artikel 3 des Grundgesetzes auf die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frau und Mann hinzuwirken. Dazu gehört auch, durch Netzwerkbildung Benachteiligungen entgegenzuwirken und bestehende Nachteile abzubauen. Von Ihnen als Frauenministerin erwarten wir bei dieser staatlichen Aufgabe Unterstützung, denn die meisten der entscheidenden Rahmenbedingungen, die im Gutachten genannt werden, müssen über Bundesgesetze geregelt werden.

Auch wenn die Diskussion über das Buch, dass Sie kürzlich vorgestellt haben „Danke, emanzipiert sind wir selber!“, nun schon abgeebbt ist, ist es uns doch wichtig, Ihnen eine Einschätzung dazu zu geben. Eine Haltung, die die Verantwortung für die Möglichkeiten, die eigene Existenz selbstständig zu sichern bzw. Karriere zu machen oder in Machtpositionen zu kommen, rein den Individuen zuweist, negiert die benannten wissenschaftlichen Erkenntnisse und die professionelle Basis der Arbeit der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten.

Statt einer solchen fundamentalen Infragestellung wünschen und erwarten wir von Ihnen als Frauenministerin Impulse zur strukturellen Veränderung mit dem Ziel der Gleichberechtigung von Frau und Mann. Die Beseitigung Frauen diskriminierender Strukturen ist unbedingt notwendig. Die Umsetzung wissenschaftlich fundierter Handlungsempfehlungen des Ersten Bundesgleich-stellungsberichtes ist dazu ein wichtiger Schritt.

Gerne führen wir dazu mit Ihnen auch in Hessen, das ja Ihr Heimatbundesland ist, ein öffentliches Fachgespräch.

Mit freundlichen Grüßen

Für das Sprecherinnengremium der LAG Hessischer Frauenbüros

Gez.
Rita Czymai
Frauenbeauftrage
Rheingau-Taunus-Kreis

Gez.
Bärbel Scheid
Frauenbeauftragte (HGlG)
Stadt Wiesbaden

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